Der Westerwälder Gruß |
Hui! Wäller? Allemol! ist im Jahre 1913 entstanden. |
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In einem Wettbewerb des Westerwald - Vereins Bonn sollte ein Erkennungsruf
für die Westerwald - Wanderer geschaffen werden. Dem Gewinner winkten als
Preis 12 Flaschen edlen Mosel. Der Westerwälder Bauer und Heimatdichter Adolf Weiss aus Mademühlen im Lahn - Dillkreis wurde Gewinner mit dem Ruf "Hui! Wäller?- Allemol!" unter mehr als 60 Einsendern. Seinem Vorschlag hatte er einen Begleitvers beigefügt: |
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Das Schicksal bestimmte mich nicht zum Prasser, Ich musste bis jetzt mich begnügen mit Wasser. Doch würde ich gern einmal trinken den Wein, Und sollt's auch nur edler Mosel sein. Drum, als ich das Preisausschreiben las, Dacht' ich gleich: Was gilt's, du riskierst den Spaß ! Drum möchte ich zum Schluss ganz bescheiden hoffen, Dass ich mit dem Ruf ins Schwarze getroffen. Doch sollte mein Werben vergebens sein, Wie wär's denn mit e i n e r Flasche Wein? |
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Wenn Einheimische und Zugereiste nach dem Sinn des Westerwälder Rufs fragen, wird gern die Interpretation des Dichters zitiert: |
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Hui! Wäller? Allemol so tönet der Ruf, den in meiner Sehnsucht nach Wein ich schuf. |
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Das Hui, das hat mich der Sturmwind gelehrt, wenn wild über unsere Heide er fährt. Und Wäller wir ja allemol sind, wir trotzen dem Regen, dem Schnee und dem Wind! |
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Der Ruf wurde mit der Zeit so beliebt, dass er zum Erkennungsruf
und Gruß der Westerwälder - sogar in Übersee - geworden ist. |
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Adolf Weiss (1860 - 1938) war ein bemerkenswerter Mann. Mit Leib und Seele
war er ein echter Westerwälder Bauer.
Er trug den damals noch üblichen blau - leinenen Westerwälder Bauernkittel
mit Halstuch und Kappe. Sein Gesicht umrahmte im Alter ein weißer Vollbart.
Adolf Weiß engagierte sich im Dorfleben, in vielen Vereinen und interessierte
sich für Politik. Für das Wiesbadener Tagblatt schrieb er regelmäßig Beiträge.
Auf Bauerntagen und anderen Veranstaltungen hielt er Vorträge über Probleme
seiner Heimat und seines Standes. Trotz der vielen Arbeit -
20 Stück Vieh und 15 Hektar Land - hat er in später stiller Stunde manches
schönes Gedicht gereimt und viele Aufsätze über heimatliche Bräuche
und landschaftliche Besonderheiten geschrieben, die zumeist
im Wiesbadener Landboten erschienen. |
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Gerechtigkeit, Loyalität, Liebe zum
Berufsstand und zur Heimat galten bei ihm und seinen Freunden als
erstrebenswerte Eigenschaften. Er las sehr viel, besonders Schiller und Heine.
Die meisten Gedichte galten seiner Heimat. Er war ein sehr naturverbundener
Mensch, schon über einen Strauch auf dem Feld, in dem ein Vogel ein Nest gebaut
hatte, konnte er ein langes Gedicht schreiben. Die Psyche des dichtenden Bauern
war empfänglich für die feinsten Regungen der Seele. |
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1902 erschien bei der J. M. Beck'schen Druckerei in Herborn sein Bändchen Bauernlyrik mit hochdeutschen Gedichten, meist besinnlicher Art, heimatliche Töne anschlagend oder philosophischen Themen zugewandt. Später hat er sich der damals sehr beliebten Mundartdichtung zugewandt. 1912 erschienen im Selbstverlag zwei Hefte "Vir kurz un lang!" mit Scherzgedichten in Nassauischer Mundart. |
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Schon zu Lebzeiten erreichte der Heimatdichter einen Bekanntheitsgrad, der
weit über die Kreisgrenze hinausging. Sein Portrait und seine Gedichte zierten
unzählige Postkarten. Auch Mademühlens Hauptstraße, in der er wohnte, trägt
noch heute seinen Namen. Seit 1909 war er Mitglied im Westerwald - Verein.
Unvergessen wurde er 1913 durch den Westerwälder Heimatgruß. Der Gruß, den er
schuf , verbindet von Mund zu Mund nicht nur die Menschen, sondern knüpft auch
das Band der Liebe zur Heimat fester. Der Ruf aller echten Wäller sollte
Erkennungsruf und Bekenntnis zu einer liebenswerten Landschaft sein. |
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Aus Dankbarkeit hat der Westerwald -Verein seinem Ehrenmitglied am
Himmelfahrtstag 1939 am Fuße des fichtenumstandenen Knoten bei Rennerod ein
kleines Steindenkmal errichtet. Die Kopf - Reliefplatte trägt die Inschrift
--> Dem Heimatdichter und Schöpfer des Westerwaldgrußes "Hui Wäller
- allemol!" Adolf Weiß 1860 - 1938, Der Westerwald - Verein 1939<-- |
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Das Denkmal mit den zwei Steinbänken liegt heute am 114 km langen Jubiläumswanderweg
(Rundwanderweg ab Hachenburg), der 1988 zum 100 - jährigen Bestehen des
Westerwald - Vereins eröffnet wurde. |
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Zum Schluss zwei Gedichte des Heimatdichters: |
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Der freie Wille |
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E Liehrer mol behannelt hot, däss jedern'n freie Wille hot. "Den freien Willen", stolz he säät, der Mensch vir allem annern hätt. Der Lihrer woll nou mol probiern, ob se de Sache aach kapiern, un fräht dr drim die klaane Kätt, ob sie en freie Wille hätt. "Na", kreischt die ower schwinn un laut: Vom freie Wille spiern aich naut! Der Lihrer sich verwunnert hot, do ower maent die klanne Krott: Wenn aich mein freie Wille hätt, do läch aich noch dehaam em Bett! |
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Gruß vom Westerwald |
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Meine Heimat Westerwald, Warst mein größtes Kleinod immer, Wenn ich heut' auch schwach und alt, Noch strahlt mir sein gold'ner Schimmer, Der soll auch erblassen nicht, Bis mein müdes Auge bricht. |
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Gruß vom Westerwald |
Das erste Gedicht ist in Wäller (Mademühlener) Platt geschrieben, also in Westerwälder Mundart, die sich von Dorf zu Dorf geringfügig unterscheidet. Wäller Platt beruht überwiegend auf der moselfränkischen Mundart, die zum Westmitteldeutschen Sprachraum gehört. Im Nordwesten des Westerwaldes hin zur Sieg wechselt das moselfränkische zum ripuarischen "Dorp". Im Osten, etwa auf der Linie Limburg - Dillenburg, geht das Moselfränkische in den Zentralhessischen Sprachraum über, das typische Wäller dat wird zum das und "des". |